026_Tazation
Konzept & Idee
Der Neubau des Taz Redaktions- und Verlagsgebäudes nimmt als Grundidee die unhierarchische, egalitäre Denkweise des renommierten linken Verlagshauses auf und interpretiert sie räumlich neu. Alle TAZlerInnen werden auf „eine Ebene“ gesetzt. Vom EG bis zur Dachterrasse gibt es nur ein einziges „Geschoss“. Vom Erdgeschoss an steigen die Büroflächen stufenweise und entwickeln sich um das neue „Herz der Taz“ ein spiralförmiges Atrium aus Rampen und leichten Stufen bis zum Dachgarten mit 360° Ausblick über das Zentrum Berlins und das umliegende Kreativquartier.
Kommunikationskorridor
Das neue Herzstück des TAZ-Neubaus bildet eine barrierefreie Rampe, welche vom halben UG bis auf das Dach führt. Diese Rampe ist gleichzeitig Erschließungsfläche der Büroflächen und „Kommunikationskorridor“. Sie schraubt sich im Uhrzeigersinn nach oben und verbindet sich mit Stufen zum innenliegenden Luftraum. Die Form dieses Luftraums ist eine Anlehnung an die TAZ-Panther Tatze. Auf der Fläche zwischen Rampe und Luftraum werden alle „Kommunikations- und Austauschfunktionen“ angeordnet. Sitzungsräume, Tee- Kaffeeküchen sowie Arbeitsräume werden durch spontan nutzbare Kommunikationsflächen mit gemütlichen Sitzgruppen ergänzt und
z.T. mit Wendeltreppen direkt verbunden. In diesem Kommunikationskorridor können Kollegen von vielen Positionen aus gesehen und direkt für ein kurzes Gespräch erreicht werden. Im EG gelangen Besucher über das Foyer mit Empfang direkt in die offene Gebäudemitte. Zur Linken führt die Rampe ansteigend zum Genossenschaftsraum und Konferenzbereich. Die Besucher werden hier durch eine „kleine Geschichte der TAZ“ geführt bevor Sie die
Veranstaltungsflächen erreichen. Zur Rechten befindet sich der Fahrstuhl und die abfallende Seite der Rampe. Diese erschließt barrierefrei das im Boden versunkene „Amphitheater“ eine offene Veranstaltungsfläche direkt im Herzen des Gebäudes.
Büroflächen
Die Büroflächen sind umlaufend, ansteigend an die Atriumrampe angeschlossen. Jede Ebene ist hierbei barrierefrei über die Rampe erschlossen. Bewegliche Wandelemente dienen als Pinnwand und Schallabsorber und ermöglichen gleichzeitig eine flexible Gestaltung der Büroflächen in zellenartige Aufteilungen oder großflächig zusammenhängende Büros. Die gesamte Tragstruktur der Büroflächen wird im Holzbau realisiert und diese auch offen gezeigt. Holzunterzüge und Stützen werden ergänzt durch Holzrippenelemente die an Ihrer Unterseite mit schallabsorbierenden Lamellen versehen sind. Natürliche Materialien dominieren auch die restlichen Oberflächen.
Die Arbeitsplätze sind geprägt von offenen, jedoch differenzierten Räumlichkeiten mit begrünter Fassade, Balkonaustritten, warmen Holzbauoberflächen und dem Kommunikationskorridor mit seinen Sitzgruppen, Wendeltreppen und transparenten Sitzungsräumen. Durch das räumliche Angebot und die tageslichtoptimierte, begrünte Fassade werden optimale Arbeitsbedingungen geschaffen.
Fassadengestaltung
Die Holzbaukonstruktion der Büroflächen wird auf jeder ersten Ebene um ca.1 m und jeder zweiten um ca. 2,5 m verlängert. Die dadurch entstehenden Balkone werden als intensives Gründach ausgeführt und bieten angenehme Außenbezüge und eine ideale Fläche für Plakatpräsentationen und politische Aktionen. Die Fassadenzone ist auf mehrfache Art eine thematische Fortsetzung des Parks. Zum einen durch die Begrünung des Stadtraums, zum anderen als Abbild urbaner Vielfalt durch die individuelle Bespielbarkeit und Nutzbarkeit der unterschiedlichen Außenräume. Die durchgehend verwendeten Rankpflanzen (z.B. Winde, Blauregen und Echter Wein) sind über in den Belag der Balkonauskragungen integrierte Pflanzgefäße mit Leichtsubstrat und über eine einfache, niedrige Anstaubewässerung mit Regenwasser versorgt. Regelmäßig gespannte Rankdrähte ermöglichen und steuern den vertikalen Bewuchs. Zusätzlich jedoch kann und soll die Balkonzone mit weiteren (Topf)pflanzen bespielt werden können und individuellen Bedürfnissen der TAZlerInnen entsprechen.
Die Rankpflanzen die in unterschiedlichen Tiefen zur Fassaden über Stahlseile wachsen tragen zur sommerlichen Fassadenverschattung bei und erzeugen Verdunstungskälte. Es entsteht ein „Image“, welches das linke, alternative und selbstverwaltete Zeitungsprojekt ideal repräsentiert, und angenehme verschattete „Brakeoutflächen“ bietet.
PROJEKTINFORMATIONEN
Status: Wettbewerb
Auftraggeber: TAZ Genossenschaft
Jahr: 2014
Size: 8.500m² BGF
Mitarbeit & Kollaboration
Architektur rundzwei: Marc Dufour-feronce, Andreas Reeg, Alexandru Isan,
Statik: ZRS Berlin
Brandschutz: Ilko Mauruschat
Landschaftsarchitektur: 100Land Thilo Folkerts
Fassadenbegrünung: Marco Schmidt (TU berlin)
Energiekonzept: Eike Roswag (ZRS Berlin)